Als Frank und Florian nach langem Suchen in der Klepprit-Street
anlangten, die nur aus Planken, Lagerhöfen und Scheunen bestand,
waren sie höchst verwundert, daß hier ein Millionär
wohnen sollte. Frank glaubte schon, von den Sternen gehänselt
worden zu sein, und wollte mit Florian wieder abziehen, als sich von
einer Karre gähnend ein dicker Tramp erhob, der unseren beiden
sehr bekannt vorkam. - "Wohnt hier Mr. Sam Brankwyn, der
Millionär?" fragte Frank den Bettler. - "Jawohl, der erste ganz
genau; der zweite aber hat sich lange von ihm losgesagt und wohnt Gott
weiß wo!" Nun fing der Dicke, der Mr. Sam Brankwyn in
höchsteigener Person
war, an zu erzählen, wie er Millionär geworden war und wie er
dann alles wieder verloren hatte. - "Mit dem 'Old Pluster' bin ich
reich geworden, und als die alte Karre anfing zu versagen, ging es auch
mit mir bergab. Aber ich behaupte: Es ist noch nicht aller Tage Abend!
Zu jedem kommt das Glück gelaufen - einmal, zweimal und
öfters. Man muß nur wach sein!" - "Wer war denn 'Old
Pluster'?" wollte Frank neugierig wissen. - "Old Pluster war mein
Wagen, der die glücklichsten Tage mit mir verlebte. Er war rot
gestrichen, hatte einen Vierzylinder und sonst noch alle sieben Rassen
im Leib, die eine gute Karre haben muß. Drüben auf dem
Autofriedhof liegt er Ehre seinem Angedenken !" Der alte Bettler
wischte sich eine Träne aus dem
Auge und zeigte schräg über die
Straße hinweg auf einen
Rummelplatz, auf dem alle abgedankten Autos der Stadt Chicago zu Bergen
aufgetürmt lagen, was sich im Dämmerlicht des kommenden
Abends gespenstisch ausnahm. Jede einzelne dieser öden und
verlassenen Karosserien barg also ein Menschenschicksal. - "Geh
rüber, schau dir die Karre an und grüße sie von mir;
sie liegt gleich rechts hinter dem Eingang!" Der Tramp schob Frank
förmlich über die Straße. - Beim Scheine des
aufgehenden Mondes hatte Frank den Wagen des Mr. Sam Brankwyn gleich
gefunden. Es war ein arg mitgenommener Kasten. Frank betrachtete ihn
pietätvoll. Der rote Anstrich aber gab dem Kuriosum etwas
Lebenswarmes; es schien nicht tot wie die anderen, die schwarz und
entseelt dalagen. Frank sprang hinein, und als er die Kupplung und
Steuerung berührte, war es ihm, als zuckte es in den Eingeweiden
des alten Wagens. Jetzt untersuchte Frank das Ding genauer. Das Chassis
war einige Male geflickt; was machte das? Da war der Gashebel, die
Bremse, Ölmesser, Tachometer, Chronometer. Das Obergestell war
verbeult und verbogen, doch fehlte nichts. Nun betrachtete Frank sich
den Motor, die Seele des Ganzen. Hier war allerhand verschmort und
verprutzelt, doch... Plötzlich! -
Frank erschrak. Hinten am Wagen stand Mr. Sam
Brankwyn. Er war schwarz
gekleidet mit blankem Zylinder und weißstrahlendem Frackhemd. Aus
einer großen Kanne, die er in seinen gepflegten Händen
hielt, goß er bläulich irisierende Flüssigkeit in den
Benzintank. Mit freundlichem, doch etwas unwirklichem Lächeln
brachte er die Düse in Ordnung und setzte den Magnet ein. Durch
ein stummes Zeichen machte er nun Frank begreiflich, "anzukurbeln". Am
Auspuffrohr gab es Geräusche - vorn knallten einige
Fehlzündungen; dann lief der Motor. Es ratterte, sang und klang
wie eine famose Jazzmusik; die Posaune brummte melodisch, die Saxophone
schmetterten dazwischen; die Geigen, das Xylophon, das alles klang in
buntem Wirbel aus der Kühlerhaube heraus. - Florian saß
schon im Wagen; jetzt sprang auch Frank hinein und pflanzte sich hinter
das Steuerrad. Förmlich und mit einer exakten Verbeugung reichte
ihm nun der elegante Mr. Sam Brankwyn seine Hand zum
Abschiedsgruß und öffnete dabei seinen Mund... Von
irgendwoher drangen Worte in Franks Ohren: "Ich - wünsche -
Erfolg!"