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Don Quixote IV. Der Kampf mit den schwarzen Zauberern

Zwei Mönche ritten des Weges auf großen Maultieren, trugen lange schwarze Gewänder und schützten sich gegen die Sonnenstrahlen durch große rote Schirme. Ein wenig hinter ihnen fuhr eine Kutsche, von einem Stallmeister zu Pferde begleitet. in der Kutsche saß eine Dame aus Biskaya, die zu ihrem Gemahl nach Sevilla reiste. - Don Quixote sagte zu seinem Knappen: "Sieh', Sancho Pansa! Jene schwarzen Gestalten dort sind ohne Zweifel zwei Zauberer, die eine entführte Prinzessin mit sich fortschleppen, und ich halte es für meine Pflicht, solchem schändlichen Beginnen ein Ende zu machen." - "Bester gnädiger, Herr, Ihr irrt Euch; es sind ehrwürdige Mönche; wir kommen in des Teufels Küche!" - "Sancho Pansa, schweig!" antwortete ihm entrüstet der Ritter. Als die Mönche nahe genug herangekommen waren, rief er ihnen mit lauter Stimme zu: "Haltet inne, verteufeltes Hundsvolk!!" Bild 83. Don Quixote und Sancho Pansa Er legte seine Lanze ein, gab Rosinante die Sporen und sprengte im Galopp grimmig und zornig auf die Mönche los. Der eine der Mönche fiel durch den Anprall aus seinem Sattel heraus zu Boden; der andere entfloh. Jetzt fiel auch Sancho Pansa mutig ein und wollte über den am Boden liegenden Mönch herfallen. Dieser aber, nicht faul, packte seinerseits zu, raufte dem Knappen Haar und Bart aus und verprügelte ihn so jämmerlich, daß der Zetermordio schrie. Ehe Don Quixote seine Lanze umlegen konnte, war das Mönchlein wieder auf seinem Maultier und sprengte davon. - Nach diesem Erfolg hatte sich der edle Ritter der Kutsche genähert und die darin sitzende Dame angeredet. - "Hohe und edle Prinzessin, ich habe Euch soeben durch die Kraft meines Armes aus den Händen der Zauberer befreit. Wisset, ich bin Don Quixote von la Mancha, ein irrender Ritter. Wolltet Ihr meine Tat belohnen, so schickt einen Gesandten zur Gebieterin meines Herzens, der erhabenen Dulcinea von Toboso. Gebet ihr Bericht von meiner Heldentat, daß ich Euch durch meine Tapferkeit der Gewalt zweier schändlicher Zauberer entrissen habe." - "Schert Euch fort, traurige Gestalt!" drängte sich jetzt der Stallmeister dazwischen. Don Quixote aber antwortete seelenruhig mit erhabener Miene: Bild 84. Der Kampf mit den Pfäfflein "Mensch!! Wenn Du ein Ritter wärest, so würde ich Dich zum Zweikampfe fordern, so aber packe Dich, leibeigener Wicht!" Der Stallmeister zog vom Leder. Don Quixote warf zornig die Lanze von sich, deckte die Brust mit dem Schilde, zog sein Schwert und stürmte mit festem Vorsatz auf den Knecht los. Ein heftiger Kampf entbrannte. Ein wuchtiger Hieb des Stallmeisters traf den Schild seines Gegners so heftig, daß selbst des dürren Ritters Rippen unter seiner Rüstung dröhnten. Durch diesen mächtigen Anprall verlor der Begleiter der Dame das Gleichgewicht, stürzte aus dem Sattel und brach ein Bein. Gelassen stieg Don Quixote von seiner Rosinante, setzte den Fuß dem Gegner in den Nacken und sprach mit hochherzigem Tone: "Das Leben sei Dir geschenkt!" - Als Sancho Pansa Haar, Bart und Kleider geordnet hatte, saß sein Herr und Gebieter schon wieder triumphierend auf dem Roß. "Diese Siege sind gut und recht, gestrenger Herr", meldete sich Sancho Pansa; "aber wo bleibt das Königreich, dem ich als Statthalter vorstehen soll? Ich fühle Kraft in mir, es höchst würdig und vollkommen zu verwalten." Als der edle Ritter sich von diesem unnützen Gerede abwandte, bemerkte er, daß die Karosse mit Kutscher, Stallknecht und Dame verschwunden war .


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